Weihetag:              08. Juni 1997
     
Grundidee:   Rastplatz für Leib und Seele
Planung:  

Baumeister Kurt Vogelauer, Waidhofen/Ybbs

Bauherr:  

Verein für Dorferneuerung St. Georgen in der Klaus unter
Obmann Leopold Reisinger

(1) DAS BAUWERK:

Idee:
Die Grundform der Kapelle ist eine Pyramide, eine der ältesten religiösen Bauformen der Menschheit. Für die alten Ägypter war die Pyramide der Ort der Bestattung für die Pharaonen und zugleich ein Ort zur Zeitenberechnung (Kalender) mit Hilfe der Gestirne.


Diese Pyramide wird durch Tür und Fenster in Kreuzesform aufgebrochen, Licht und Leben durchfluten den Innenraum. So wird das „Grab" durch das Kreuz zum Leben und Schauen geöffnet.
Ausführung:
Mächtige Leimbinder aus Lärchenholz tragen den Dachstuhl der Pyramide (Fa. Johann Meyer, Seitenstetten). Die Verkleidung des Daches ist aus reinem Zinkblech gefertigt (Fa. Ewald Leichtfried, Waidhofen/Ybbs), das Mauerwerk aus Sonntagberger-Sandstein errichtet. Die Lieferung der Pflastersteine erfolgte durch die Fa. Anton Kogler, Waidhofen/Ybbs. 1800 freiwillige Arbeitsstunden, viele Spenden und dazu Hilfen vom Land NÖ, der Stadt Waidhofen an der Ybbs und dem Stift Seitenstetten haben den Bau ermöglicht.

(2) DIE AUSSCHMÜCKUNG:

1. DIE GLASFENSTER (Entwurf und Ausführung: Markus Ertl, Waidhofen/Ybbs)

Deutungsmöglichkeiten:

Die vier Elemente:

ERDE    (grüne Pflanze; überdeckt von den Jahresringen eines Baumes),
FEUER   (rote Flammen),
LUFT   (blaugraue Wolken; Sonne und Wind; Hände greifen nach dem Licht),
WASSER   (blauer Wasserwirbel)

Die vier Jahreszeiten:

FRÜHLING, SOMMER, HERBST und WINTER = Lebensrhythmus, Jahreskreis
  = Spirale nach oben.

Die vier Himmelsrichtungen:

OSTEN, SÜDEN, WESTEN und NORDEN = vier Windrichtungen, vier Wächter
  = vier Evangelisten ...
  = Licht und Leben (durch das Kreuz)
für die ganze Welt

2. DAS KREUZ VON SAN DAMIANO

ist wie jede Ikone ein „Fenster zum Himmel". Es stellt nicht eine einzelne Szene, sondern eine ganze Geschichte dar: wir sehen das Grab Jesu (schwarzer Querbalken), den Herrn als Auferstandenen und als den, der zum Himmel auffährt. Dort ist er von Engeln und Heiligen umgeben und die Hand des Vaters ist ihm gewiss. Weiters verkünden Engel: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?" Heilige Menschen stehen unter dem Kreuz und Johannes lehnt sich an den Auferstandenen, um Kraft und Liebe zu tanken. Aber auch Spott (rechte kleine Figur) und Lanzenstich (linke kleine Figur) sind in der Botschaft dieser Ikone enthalten, ebenso der bekennende Hauptmann, der mit drei erhobenen Fingern sagt: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!"

Das Pluszeichen (= Kreuz) wurde schon immer als ein positives Zeichen verstanden und vermittelt positive Energie. Das Kreuz Christi ist ein Zeichen für Jesu Sterben und Auferstehen, es verbindet den Tod mit dem (wahren - ewigen) Leben. Darum steht das Kreuz als Plus zwischen Himmel und Erde, über Land und Leute hier an diesem Ort.
Was mit dem Kreuz bezeichnet wird, wird mit Gott verbunden, wird „mehr", wird „unendlich", wird „göttlich-heil". Darum wird bei jeder Spendung eines Sakramentes das Zeichen des Kreuzes verwendet: der Mensch wird mit Gott verbunden.

3. DER LEUCHTER:

Er ist ein Geschenk der HTL-Waidhofen an der Ybbs (StR Ing. Rudolf Madl und OSR Franz Reichartzeder). Der Leuchter versinnbildlicht - in Eisen geschmiedet - den Weg des Lichts: Das Licht kommt in Spiralform von oben, von Gott („Ich bin das Licht der Welt"). Es leuchtet meinen Weg nach oben aus, bis hin zur Quelle des Lebens. (vgl. Phil 2,5-11: Das Beispiel Jesu Christi)

4. DER TEPPICH:

Der Kreis ist ein Zeichen der Vollkommenheit, ein Zeichen für das Göttliche.
Der runde Teppich symbolisiert den Ort des Gebetes, den Ort der Begegnung mit Gott. Vollendung gibt es auch für den, der sich dem Kreuze stellt: Daher die Kreise („Heiligenscheine"), als Zeichen der Vollendung im Kreuz und auf dem „Gebetsteppich". Die Tiere auf dem Teppich ergänzen die Darstellung der ganzen Schöpfung: Menschen und Engel (im Kreuz), Pflanzen (in den Fenstern), Tiere (auf dem Teppich).

5. DAS SYMBOL IM PFLASTER

Im Pflaster vor der Kapelle sind zwei gleichseitige ineinandergreifende Dreiecke dargestellt: Himmel und Erde berühren sich (in einem Rhombus). Das will besagen: hier ist Leben. Wo Gott und Mensch einander berühren, sich miteinander verbinden, dort ist Leben.

Radiästheten und fühlige Menschen haben die besondere Qualität des Standplatzes der Kapelle erspürt und ausgewählt.

Möge unsere Kapelle für viele ein Ort der Begegnung, der Heilung und des Segens werden.

P. Leo Heimberger OSB
Pfarrer